Frau W.
Jahrgang 1939, zum Zeitpunkt der Aufzeichnung 84 Jahre alt. Damals wohnhaft im Emscherwäldchen.
"Als die Amerikaner kamen", erzählt Frau W., habe sie mit der Familie am Emscherwäldchen in Buer gewohnt. Der Vater war damals Soldat und "irgendwo weit weg". Alles wurde in Trümmer gelegt und zerbombt. Ziemlich schnell wurde auch ihr eigenes Haus getroffen und es wurde beinahe zur Hälfte "weggebombt". So fehlten dann die Treppe zum Obergeschoss und die komplette Seitenwand des Hauses.
Schließlich wurde die Familie evakuiert. Zwar nur in eine klitzekleine Wohnung, gegenüber dem eigenen Haus auf der anderen Straßenseite, aber es hat gereicht.
Als sie zurück in ihr Haus durften, sagt sie traurig, war ihre liebe Katze verhungert. Vermulich hatte diese in einem der Zimmer oben auf einem Kleiderschrank geschlafen als es zerbombt wurde und die Mauern über ihr einstürzten. Zu ihrem Unglück hing die Katze an der Schwanzspitze zwischen zwei eingestürzten Wänden fest und war an der Stelle verendet.
Weil das Haus zerstört war, bekam die Familie von den amerikanischen Soldaten eine Feldkiste mit Essgeschirr und Essensrationen. "Es war ja alles kaputt, sogar das gute Hochzeitsgeschirr der Eltern", erinnert sie sich. Außerdem bekam die Mutter noch zwei Schachteln Zigaretten zum Eintauschen und die vier Kinder Schokolade. Zusätzlich bekamen sie noch 10 Paar lange Wollsocken, die Mutter ausgekocht und gefärbt und dann für die drei Jungs neue Pollunder und für Frau W. ein Latzkleid gestrickt hat.
Bis der Vater ca. 1 Jahr später verletzt zurück kam, kamen regelmäßig 2 amerikanische Soldaten und brachten gute Lebensmittel mit und blieben dann auch zum Essen. Ab und zu sind die Offiziere auch mal über Nacht geblieben, aber Frau W. möchte nicht, dass ihre "Mutti" in einem schlechten Licht dasteht, weil die Kinder so immer satt und warm angezogen waren.