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Hans

1918: Briefe an die Eltern

Diese Briefe entstanden zwischen der zweiten und dritten Operation während der deutschen Frühjahrsoffensive 1918. Es sollte die letzte große Offensive der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg werden. Der Soldat Hans schreibt hier auf scheinbar erbeutetem Briefpapier der britischen Armee. Das Briefpapier wurde in England vom Y.M.C.A. zur Verfügung gestellt, was im deutschen dem Christlichen Verein Junger Männer (C.V.J.M.) entspricht.

Leider gibt es keine weiteren Informationen zu Hans, jedoch möchten wir hier seine Worte für die Nachwelt erhalten.

Geschrieben am 11.IV.18

Liebe Eltern!

Herzlichsten Dank für eure lieben Osterpakete, die jetzt alle angekommen sind und deren Inhalt mir, somit er eßbar war, sowas geschmeckt hat. Am Osterfeste selbst schreibe ich euch meinen letzten Brief, während draußen der Regen nur so pladderte. Grade als ich den Brief geschlossen hatte, wurde ich abberufen, um an einer Leitung Störung zu suchen: pitschenaß kam ich nach 2 Stunden nach Hause. Da war natürlich die Osterstimmung verflogen. Seitdem hat es fast dauernd geregnet, sodaß der Schlamm und Dreck von Tag zu Tag größer wurde. Die Stiefel werden überhaupt nicht mehr trocken. Hoffentlich wird das Wetter bald besser, denn dann wird es auch im unteren Abschnitt wieder vorwärts gehen. Jetzt versinken die Geschütze und Wagen im Schlamm, sodass das Arbeiten ganz fürchterlich erschwert wird und an ein Vorgehen kaum zu denken ist.

Nun, liebe Eltern, bitte ich euch noch vielmals um Entschuldigung, daß ich es versäumt habe, Euch zu Eurem gestrigen Hochzeitstage meine herzlichsten Glückwünsche zu senden. An G. Zacharias habe ich eben auch gleich geschrieben. Recht erfreut bin ich, daß meine Kiste endlich angekommen ist und das ihr noch zum Feste von seinem Inhalt gehabt habt. Eure Post kommt stets ziemlich pünktlich an. An Kriegsanleihe hat hier draußen überhaupt niemand gedacht. Die Leberpastete gab es in der Marketenderei zu kaufen. Auch ich bin recht gespannt, zu erfahren, wohin Werner gekommen ist. Hoffentlich nicht nach dem Westen; denn hier ist jetzt der Teufel los, sodaß ich alles lieber als das sähe. Wenn es aber doch sein sollte, dann würde ich mich bannig freuen, wenn wir mal zusammen treffen würden. Doch nun seid recht, recht herzlich gegrüßt und geküßt

von eurem Hans


Geschr. am 5.V.18.

Liebe Eltern!

Herzlichsten Dank für eure lieben Briefe vom 25. und 28. s. Mts.! Mit meinen Fußlappen ist es allerdings nicht allzu gut bestellt und ich freue mich schon auf die in Aussicht gestellten neuen. Meine Geldverhältnisse sind immernoch recht gut; denn während der Offensiven war kaum Gelegenheit irgendetwas zu kaufen. Der Tabak, den wir empfangen, rauche ich nur teilweise. Ich kann ja, wenn ich wieder etwas zusammengespart habe, an Werner mal welchen schicken. Meine Pfeife ist noch ganz gut, doch ist mir neulich die Spitze oben abgebrochen, und ich will versuchen, in Douai eine neue zu besorgen. Der gefundene Apparat ist kein Photogr. sondern ein Telephon.

Wir haben vor einigen Tagen wieder einen größeren 2-tägigen Marsch gemacht und liegen jetzt in Ruhe. Als wir aus dem zerstörten Gebiet heraus kamen, war es, als wenn man in eine andere Welt kam. Dort war aber auch nichts mehr ganz. Kein Haus, kein Baum, die Felder zertreten und von Granaten durchpflügt, Drahtverhaun und Gräben bildeten die einzigen nicht gerade schöne Abwechslung im Gelände. Dazwischen verlassene englische Barracken, jetzt von Deutschen bewohnt. Man merkte dort in dem Schlamm und Dreck kaum, daß es Frühling war. Wie anders jetzt! Die Obstbäume und der Flieder blühen, die Vögel singen und der Wald und die Wiesen leuchten von Frühlingsblumen in allen Farben. War mir auf dem Tische stehen augenblicklich zwei schöne Sträuße: Ein Fliederstrauß und ein Wald-und-Wiesenstrauß. - Doch wielange wird diese Reise dauern?, dann wird es wieder hineingehen in Schlamm und Dreck ins Reich des Todes. Doch hoffentlich an einer Stelle, wo das zerstörte Gebiet von großen Rückzügen vorigen Jahres nicht so breit ist, sodaß man bald wieder in bewohnte Gegenden kommt.

Nun, liebe Eltern, seid recht, recht herzlich gegrüßt und geküßt von

Eurem Hans

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